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WGT von den Cookinseln

„Kia Orana“ ist noch im Ohr, der Gruß der Frauen von den Cookinseln, mit dem sie uns ein langes, gutes Leben wünschen, dass wir wie die Sonne leuchten und mit den Wellen tanzen! Dieser umfassende Gruß und Wunsch für Leib uns Seele bleibt, wenn ich an den WGT aus dem Südpazifik denke und ich werde sofort wieder hineingenommen in Gottes wunderbare Schöpfung.

Aber es bleibt auch große Sorge, dass diese Schöpfung nicht mehr lange existieren wird. Sie ist bedroht vom Tiefseebergbau.

Politische und ethnische Spannungen

Im WGT 2025 von den Cookinseln hat Koordinator Jan Pingel den „Ozeanien-Dialog“ vorgestellt: Ein Zusammenschluss aus verschiedenen Organisationen und Missionswerken, beispielsweise Brot für die Welt und Misereor, der Stimmen aus dem Pazifik in Deutschland und Europa laut werden lassen will. Auf deren Homepage ist zu lesen: „Im Gegensatz zu ihrem friedlichen Image erlebt die Pazifische Inselregion zunehmend soziale, ethnische und politische Spannungen. Viele der Konflikte werden durch global organisierte, rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Ressourcen und daraus resultierende Streitigkeiten befördert, wenn nicht erst verursacht. Den Auswirkungen und den zugrunde liegenden, hochkomplexen globalen Beschaffungs- und Lieferketten stehen die Lebenswirklichkeiten der Menschen sowie Sorgen und der Protest lokaler Gemeinschaften, Nichtregierungsorganisationen und Kirchen im Pazifik gegenüber.“ (https://www.ozeanien-dialog.de/?page_id=21)

Rohstoffe in der Tiefsee

Vor wenigen Wochen, Mitte Februar 2025, haben die Cookinseln mit China eine strategische Partnerschaft geschlossen. Eine Win-Win-Situation für beide Länder. China erweitert seinen Einfluss im Pazifik, spätestens seit dem WGT Taiwan 2023 ist das Machtstreben bekannt. Zugleich gewinnen beide Staaten durch eine engere Zusammenarbeit in diversen Bereichen wie Handel, Investitionen, Infrastruktur oder Verkehr. Dabei bestätigte der Premierminister der Cookinseln, Mark Brown, dass es auch um die Rohstoffe in der Tiefsee geht. Die Cookinseln wollen in der Freihandelszone auf 1.000 Quadratkilometern Fläche aktuell mit dem Abbau beginnen. Noch ist die Weiterverarbeitung unklar, die erforderlich ist, um die „Schätze“ der Tiefsee dann auch nutzen zu können.

Der WGT klingt nach

Ich bin dankbar für diesen WGT. Die Sicht der Frauen auf Gottes Schöpfung und ihre Botschaft, dass wir alle wunderbar geschaffen sind, Mensch, Flora und Fauna, schwingt deutlich in mir nach. Ihr Verständnis von „Mana Tiaki“, der Aufgabe der Menschen als Kultur-Wächter/in (Wächter/in=Tiaki), einer Kultur, die im Einklang mit der Schöpfung ist, als Erbe weiter zu tragen. Dazu nutzen sie Mana, die Kraft.

Mana Tiaki – was bedeutet das für uns in Europa und was machen wir dann mit dem Tiefseebergbau?  Wir in Deutschland sind hier ganz konkret gemeint, denn auch Deutschland forscht intensiv in zwei Gebieten nach seltenen Erden im Pazifik und im Indischen Ozean. Dafür wurden Rechte gekauft, erste Tauchgänge fanden statt. Bislang gilt: Deutschland will erst ein Regelwerk mit strengen Umweltstandards schaffen, bevor den Abbauanträgen zugestimmt wird, denn, so die bisherige Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Nur ein intakter Ozean hilft uns im Kampf gegen Biodiversitäts- und Klimakrise.“  (www.bmuv.de, PM No.144/22).

Schöpfung contra Profit?

Das Vorhaben Tiefseebergbau fragt uns und unseren Lebensstil an: Schöpfung contra Profit?

Wir stehen vor einem Regierungswechsel. Wird sich die Haltung der Regierung jetzt ändern?

Menschen im Pazifik hoffen auf unsere Unterstützung in ihrem Kampf gegen den Tiefseebergbau, dem sich dort immer mehr junge Menschen anschließen. Pastor Roger Joseph aus Papua New Guinea, Council of Churches, sagt: „Wir, die Kirchenleitungen in Ozeanien, rufen Euch, die globalen Zivilgesellschaften auf, uns im Kampf gegen den Tiefseebergbau im Pazifik zu unterstützen!“

Eine verpasste Chance

Ich glaube, wir haben beim diesjährigen WGT die Chance verpasst, auf unsere Verantwortung für die Schöpfung, auch in diesem Punkt, aufmerksam zu machen. Das Thema des Tiefseebergbaus muss uns aufrütteln und bis in die Gemeinden hineingetragen werden. Es gibt viel Material, schon für Kinder! Es kann mit allen Generationen besprochen werden. Eine Unterschriftenaktion im Rahmen des WGTs hätte es sichtbar gemacht und gezeigt, dass uns Menschen „bebauen und bewahren unserer Erde“ aufgetragen ist und wir an der Seite der Menschen auf den Cookinseln stehen.

So bleibt mir im Moment nur zu hoffen und zu beten, dass Jan Pingel als Koordinator bei seinen Beratungen mit deutschen Politiker*innen und Gesprächen in Europa Gehör findet und die Europäischen Regierungen die Umweltgefahr erkennen.

 

Elisabeth Becker-Christ
Referentin Frauenarbeit (EFHN)

 

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Mehr zum Tiefseebergbau finden Sie in unserem Journal überMut (ab Seite 40) oder beim Ozeanien-Dialog.

Zusatzquelle zur strategischen Partnerschaft zwischen den Cookinseln und China: Zeit Online, 12,3,25, 16.06 Uhr / https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-02/china-weitet-einfluss-im-suedpazifik-cookinseln-aus

 

Foto: Karin Schmauder

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