100 Jahre Frauen in der Synode
Vor 100 Jahren nahmen zum ersten Mal Frauen an der Synode teil und vertraten mit ihrer Stimme die Perspektive von Frauen. Das haben wir zum Anlass genommen und uns auf Spurensuche begeben: Wer waren diese Frauen? Wie haben sie die synodale Arbeit verändert? Inzwischen sind Frauen zu fast 45 Prozent in der aktuellen Kirchensynode vertreten. Gut, dass sie da sind!
Die Idee:
Anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Frauen in der Synode wollen wir diese ersten Synodalinnen sichtbar machen. Einige Namen waren bekannt, sie bildeten den Ausgangspunkt unserer Suche in den Archiven. Schnell haben wir gemerkt, dass es quasi keine Bilder dieser Frauen gibt. Also haben wir in den Protokollen der Synodensitzungen recherchiert, um einen Eindruck ihres Wirkens zu gewinnen. Um mehr über ihre Biografien zu erfahren, haben wir auch abseits davon nach ihnen gesucht – in Briefen, Personalakten und natürlich online. Wenig überraschend: Es befinden sich weit weniger Zeugnisse von Frauen in den Archivbeständen und in den Protokollen lassen sich weniger Daten zu den Frauen finden als zu ihren männlichen Kollegen. Auch gibt es kaum Informationen dazu, in welchen weiteren Gremien die Frauen aktiv waren. Hinzu kommen Aktenverluste durch den zweiten Weltkrieg.
Warum 1922?
Mit dem Ende der Monarchie endete in Deutschland die Verbindung aus Krone und Altar: Die Evangelischen Kirchen mussten sich den geänderten Verhältnissen anpassen und sich eigene Verfassungen geben. Im Zuge dessen wurde auch das aktive und passive Wahlrecht für Frauen in der Synode festgelegt – seitdem dürfen Frauen in den Synoden wählen und gewählt werden. In den darauf folgenden Synodenwahlen hielten Frauen das erste Mal stimmberechtigt Einzug ins Kirchenparlament.
Was wir zu den Frauen gefunden haben:
Elisabeth zu Erbach-Schönberg
Auguste Lambert
Magarethe Neugebauer
Else Oechler
Marie Oswalt
Anna Schmid
Elisabeth Ernst
Frau Roether
Synode Nassau 1922 in Wiesbaden
Die Protokolle aus Nassau waren für unsere Recherche ein Glücksfall. Die Arbeit in der Synode, die Debattenführung und Abstimmungsbilder ähneln stark der weltlichen Parlamentskultur. Spannend: Die stimmberechtigten Synodal*innen bildeten fraktionsähnliche Gruppen. Diese Aufteilung in rechts, Mitte und links zeigt sich sowohl in der Sitzordnung als auch in der Eigenbezeichnung der Gruppen bei Abstimmungen, die nach den konstituierenden Sitzungen fester Bestandteil der Synode wurden.
In den Sitzungsprotokollen lassen sich für Anna Schmid regelmäßige Wortmeldungen nachweisen. Zusammen mit Frau Roether sind immer wieder Formulierungsvorschläge eingegangen, die besonders Frauen explizit beinhalten sollten. Zum Beispiel der Zulassung von Frauen ins Theologische Seminar und der Stellenbesetzung von Frauen in den Gemeinden. Dabei wurde sie auch von männlichen Kollegen unterstützt.
Im Unterschied dazu sprach sich Frau Ernst vom rechten Flügel mit ihren Fraktionsangehörigen dagegen aus, Frauen explizit aufzuführen.
Haben Sie noch weitere Informationen zu den ersten Synodalinnen in Hessen und Nassau? Dann freuen wir uns auf Hinweise an Sophie Gall (sophie_anna.gall@evangelischefrauen.de).