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„Diese Frauen sind mutig vorangegangen“

„Diese Frauen sind mutig vorangegangen und auch wir sollten heute so handeln, dass junge Frauen in Zukunft auf unseren Schultern stehen können!“ Dr. Anke Spory, evangelische Pröpstin für Oberhessen, sprach sich am vergangenen Samstag auf der Jahreshauptversammlung des Landesverbands Evangelische Frauen in Hessen und Nassau für den Erhalt feministischer Errungenschaften und für eine inklusive Sprache aus. In ihrem Grußwort nahm sie Bezug auf die zuvor gezeigte Ausstellung „REVOLUTIONÄR:INNEN“ des Frauenreferats Frankfurt und betonte, wie entsetzt junge Frauen auch aus ihrem persönlichen Umfeld dem Genderverbot der Landesregierung gegenüberstünden. Hessen und Bayern hatten kürzlich das Gendern mit Sonderzeichen an Schulen und in öffentlichen Einrichtungen verboten; inklusive Schreibweise beispielsweise mit Gendersternchen wird demnach etwa in Abiturprüfungen als Fehler gewertet. Die Pröpstin begrüßte den Vorstoß des Landesverbands, eine Stellungnahme für Gleichstellung, Diversität und Antidiskriminierung zu verabschieden. „Sprache schafft Wirklichkeit. Wer nicht mit genannt wird, wird auch nicht mitbedacht und berücksichtigt“, heißt es darin. „Ein Verbot geschlechtersensibler Schreibweisen macht Personen, die sich nicht eindeutig oder ausschließlich als Frau oder Mann identifizieren, unsichtbar und verdrängt sie aus unseren Sprach- und Denkräumen.“

Die Stellungnahme wurde nach kurzer Aussprache mit überwältigender Mehrheit verabschiedet. „Ich habe erst durch das Gendern gemerkt, wie oft ich früher mit meiner Sprache Menschen ausgegrenzt habe! Ich möchte mir einfach nicht vorschreiben lassen, wie ich zu sprechen habe“, erklärte eine Delegierte. Und eine weitere Teilnehmerin ergänzte: „Wenn wir über das Gendern reden, dann sprechen wir nicht nur über Sprache, sondern auch über Politik. Sprache schafft Realität. Es geht darum, keinen Menschen zu übersehen.“ Diesen Aspekt bekräftigte auch Vorstandsmitglied Birgit Geimer: „Ich bin aufgewachsen mit männlich, weiblich, fertig“, erzählte sie an die Delegiertenversammlung gewandt. „Sie können sich bestimmt noch erinnern an die Freude, endlich nicht mehr ‘Frollein’ genannt zu werden! Das hier ist jetzt das gleiche in grün: Es geht darum, Menschen anzunehmen, so wie sie sind. Das ist eine zutiefst christliche Haltung: Es geht um den Menschen an sich.”

In der Stellungnahme nehmen die Delegierten auch auf die aktuelle gesellschaftspolitische Situation Bezug: „Ein staatlich verordnetes Verbot gendersensibler Sprache mit der Nutzung von Sonderzeichen befördert eine bereits zunehmende queerfeindliche Stimmung im Land und ist Wasser auf die Mühlen derer, die seit Langem gegen queere Menschen hetzen, ihre Lebensrealitäten als ungleichwertig stigmatisieren und im Extremfall als ‚lebensunwert‘ gewaltsam verfolgen“, sind die Delegierten überzeugt. „Wer Maßnahmen einführt, die Menschen explizit ausschließen, macht sich zum Steigbügelhalter populistischer und rechter Narrative und Akteur*innen. Die Ergebnisse der Europawahl 2024 haben uns in der Überzeugung gestärkt, dass es wichtig ist, gegenüber rechtspopulistischen Positionen klar und unmissverständlich Stellung zu beziehen.“ Die vollständige Stellungnahme ist auf der Homepage des Landesverbands unter www.evangelischefrauen.de veröffentlicht.

Tradwives und Maybe Baby: Social Media-Trend und neues Jahresprojekt
Im Anschluss an den formellen Teil der Jahreshauptversammlung stellte Clara Böhme, Referentin für Frauen*politik im Verband, den Delegierten das Phänomen der Tradwives vor – ein Trend auf Social Media, der ein traditionelles Frauenbild verherrlicht und damit reaktionäre und rechtspopulistische Strömungen befördert: Junge Influencerinnen präsentieren sich als glückliche und zufriedene Mütter, Haus- und Ehefrauen, die ihre Aufgabe allein darin sehen, für ihre Kinder und ihren Ehemann da zu sein. Dass sie damit zum Teil eine Menge Geld verdienen, von dem sie Stylistinnen, Kindermädchen, Putz- und Haushaltshilfen bezahlen, um solch ein scheinbar müheloses perfektes Bild überhaupt erst kreieren zu können, ist besonders paradox: „Ihr Job ist es so zu tun, als hätten sie keinen Job“, brachte Clara Böhme das Fazit des Vortrags auf den Punkt.

Im Anschluss an den Tradwives-Vortrag lud Sarah Eßel, Referentin Frauenarbeit, zum interaktiven Talk „Maybe Baby – Will ich ein Kind?“ ein, der die Frauen zum Thema Mutterschaft miteinander ins Gespräch brachte und damit eine Kostprobe lieferte für das aktuelle Jahresprogramm: Ab September bietet der Landesverband mit dem Projekt Maybe Baby Seminare und Veranstaltungen an, die es Menschen ermöglichen, sich mit der Frage „Will ich ein Kind?“ zu beschäftigen: professionell begleitet und im Austausch mit Menschen in der gleichen Situation. Dass diese Frage nicht nur die junge Generation selbst betrifft, sondern auch Auswirkungen auf die Großelterngeneration hat, wurde in den Gesprächen schnell deutlich: „Wir sollten viel mehr darüber reden und kritisch hinterfragen, was unser Bild von Mutterschaft geprägt hat“, plädierte eine Teilnehmerin. Gelegenheit dazu wird es in den kommenden Monaten mehrfach geben: Alle Angebote des Projekts Maybe Baby und viele weitere Informationen gibt es unter www.evangelischefrauen.de/maybebaby.

zur Stellungnahme

Foto: Die Delegierten der Jahreshauptversammlung verabschieden die Stellungnahme für Gleichstellung, Diversität und Antidiskriminierung.
(Quelle: EFHN)

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